Ausgiebiger Beifall für Gabriela Fahnenstiel und Lorenz Chen in Laufenburg

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Badische Zeitung

von Michael Gottstein

Ein Heimspiel hatte die Pianistin Gabriela Fahnenstiel, als sie mit Lorenz Chen (Violine) im Schlössle in Laufenburg spielte. „Klangzauber im Doppelpack“ bot Werke von der Klassik bis zum Impressionismus.

Für ihre Leistungen erhielten die zwei Musiker im gut besuchten Kammermusiksaal des Schlössles zu Recht ausgiebigen Beifall.

Obwohl ihre Laufbahn sie mittlerweile in die weite Welt geführt hat, kehrt Fahnenstiel immer wieder zu ihren Wurzeln zurück. So habe sie im Januar den neuen Flügel eingeweiht, erklärte die Vorsitzende des Fördervereins Kultur im Schlössle, Maria Theresia Rist, und für das aktuelle Konzert sei sie aus New York angereist. Chen kam aus München, wo er bei Ana Chumachenco studiert. Und das will etwas heißen; denn sie gilt als eine der anspruchsvollsten Violinprofessorinnen überhaupt und nimmt nur sorgsam ausgewählte Schüler auf.

Das Konzert begann mit Mozarts Sonate in F-Dur (KV 376), in der beide Instrumente einen gleichermaßen wichtigen Part haben. Das Duo spielte das Werk nicht allzu idealisiert und ätherisch, sondern strich den Charakter von Frische und Heiterkeit hervor – nicht ohne gelegentlich markante Akzente zu setzen, die aber nicht den Eindruck spielerischer Leichtigkeit in Frage stellten. Dabei gestalteten sie die Sonate nicht nur durch differenzierte Dynamik und das Spiel mit den Tempi, sondern auch durch die Variation der Klangfarben: Die Pianistin spielte in den schnellen Passagen klar und brillant (wie man es von einem Steinway erwartet), aber sie konnte dem Flügel auch einen weichen Ton abgewinnen – so im Andante, wo dem Violinisten ein schöner Gesang mit schlankem Ton gelang.

Der Eindruck eines endlosen Flusses
Dominierten bei Mozart klare Strukturen, so versuchte Debussy, in seiner Sonate in g-moll die Grenzen von Formen und Harmonien zu überspielen und den Eindruck eines endlosen Flusses zu schaffen. Ganz offensichtlich fühlten sich die Musiker auch in diesem so ganz anderen Stil zu Hause: Im Allegro entspann die Violine über einer sanften Klavierbegleitung ihren Gesang aus sonorer Tiefe, der Ton schraubte sich hoch, und es schloss sich ein steter Melodiefluss an, der von filigranen Passagen mit glitzernden Arpeggien zu Forte-Aufwallungen mit einem expressiv aufgeladenen Violinton von üppiger Klangfülle führte. Dass sie einen großen impressionistischen Bogen spannen konnten, ohne dem Anliegen der Durchhörbarkeit etwas schuldig zu bleiben, sprach sehr für die zwei, die auch Debussys andere Seite, die markanten perkussiven Abschnitte, mit rhythmischem Elan zur Geltung kommen ließen.

Eine Mittelstellung nahm Francks Sonate in A-Dur ein. Ganz in der Tradition verankert, zeigt sie noch klare Satzgrenzen und Formen, sogar kontrapunktische Techniken aus dem Barock, im Ausdrucksgehalt ist sie indes spätromantisch. Durch motivische Querverbindungen schafft sie eine Einheit zwischen den Sätzen. Berühmt ist vor allem das gebundene, wiegende Thema des ersten Satzes, das der Violinist in schönstem Belcanto über einer weichen Klavierbegleitung entfaltete. Der zweite Satz war überraschenderweise kein Andante, sondern ein Allegro, das die virtuosen Fähigkeiten herausforderte: Die Pianistin inszenierte gekonnt einen Klangrausch, dem ein energischer Violinpart gegenüberstand, wobei kein Spieler den anderen jemals übertönte.

Im dritten Satz zeigten sie, dass ihnen auch in langsamen Abschnitten ein intensives Wechselspiel gelang. Der temperamentvoll gespielte Schlusssatz mündete in einen virtuosen Abschluss, der den Beifall herausforderte.

Dafür bedankten sich die Musiker mit einer Tschaikowsky-Zugabe.

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