De luxe ist noch weit untertrieben

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Badische Zeitung

von Roswitha Frey

Gabriela Fahnenstiel, Severin Van Schmid und Vitor Fernandes bieten im Schlössle Kammermusik auf höchstem Niveau.

LAUFENBURG. Von Jetlag keine Spur: Die Pianistin Gabriela Fahnenstiel, erst zwei Tage vor dem Konzert aus New York angereist, legte am Sonntag im ausverkauften Panoramasaal des Laufenburger Schlössles zusammen mit dem Geiger Severin Van Schmid und dem Klarinettisten Vitor Fernandes einen Kammermusikabend von allerhöchster Bravour hin, der das Prädikat „Dreiklang de luxe“ mehr als verdiente.

Da es der Weltfrauentag war, nahm dies Maria-Theresia Rist vom Förderverein Kultur im Schlössle zum Anlass, speziell der jungen Laufenburger Pianistin Gabriela Fahnenstiel zu danken. Sie manage von New York aus die Konzertreihe „Mary Codman Classics“ und hole Musiker aus aller Welt nach Laufenburg: eine glänzende Künstlerin und „eine starke junge Frau“, wie Rist es nannte.

Bei dem erlesenen Kammermusikprogramm, mal in Duo-, mal in Triobesetzung, war Gabriela Fahnenstiel als Klavierpartnerin am Steinway-Flügel über die gesamten zwei Stunden permanent stark gefordert. Eine Bravourleistung, die sie spieltechnisch und gestalterisch fabelhaft meisterte und dabei ihre Fähigkeit sowohl zu lyrisch-romantischem als auch zu stürmisch-zupackendem Spiel voll ausspielen konnte.

Bei der Stückauswahl setzten die Interpreten auf Kontraste, verschiedene Klangwelten und vielfarbige Facetten. Durch die Klarinette kam ein belebendes Element in diese kammermusikalischen Preziosen. In Schumanns Fantasiestücken für Klavier und Klarinette op. 73 schöpfte Vitor Fernandes die Klangmöglichkeiten seines Instruments fein differenziert mit warmem, flexiblem Ton aus: lyrisch und zart im ersten Stück, lebhaft bewegt im zweiten, stürmisch im dritten.

In der Suite für Violine, Klarinette und Klavier von Darius Milhaud zeigten sich die drei exzellenten Musiker präzise und inspiriert aufeinander eingestimmt. Das geistvolle Stück des Franzosen brachte andere Klangwelten, andere Rhythmen, andere Farben in dieses Konzert – ein besonderes Hörvergnügen.

Extrem gefordert war an diesem Nachmittag vor allem auch der Geiger Severin Van Schmid, der zum ersten Mal mit Gabriela Fahnenstiel ein Duo bildete und auf Anhieb bestens mit ihr korrespondierte. Das hörte man schon in der Sonate für Klavier und Violine G-Dur von Edvard Grieg. Ausdrucksvoll im Ton nahmen der Geiger und seine Klavierpartnerin die langsame Einleitung im Lento doloroso, erfassten sehr schön und zart abschattiert die elegische Stimmung und nordische Schwermut. Gefühlvoll und kraftvoll, mit frischem Elan und aufschwingender Emphase legten sich Van Schmid und Fahnenstiel in diesen Kopfsatz. Lyrisch, kantabel, mit Innigkeit und Expressivität loteten sie den zweiten Satz Allegretto tranquillo aus. Mit kräftigem Bogenstrich, tänzerischer Energie und Verve ging der Geiger den dritten Satz an.

Das Gipfelwerk an diesem Abend war – geradezu ein Muss im Beethoven-Jahr – Beethovens Kreutzer-Sonate für Klavier und Violine, ein grandioses, extrem schweres Werk, rahmensprengend in der Dimension. 40 Minuten großartige Musik, hochvirtuos sowohl im Violin- als auch im Klavierpart. Umso bewundernswerter war es, mit welch packendem Zugriff, kraftvoller Geste, spieltechnisch bravouröser Beherrschung Severin Van Schmid und Gabriela Fahnenstiel diese berühmteste und schwierigste aller Beethovenschen Sonaten bewältigten. Die Geige setzt in der langsamen Einleitung im Adagio Sostenuto verhalten ein. Ausdrucksgeladen, auch gesangvoll im Variationen-Andante, dann vorwärtsdrängend, mit mitreißenden Schwung im Presto-Satz, legten der Geiger und die Pianistin eine aufregende Beethoven-Interpretation vor. Ihre Darstellung imponierte mit markanten Kontrasten und virtuoser Spannung. Entsprechend feierten die Zuhörer die Musiker enthusiastisch mit nicht enden wollendem Beifall. Das Trio bedankte sich mit Erik Saties „Le Piccadilly“ als origineller Zugabe – de luxe wie alles an dem Abend.

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