Ein glanzvoller Start

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Badische Zeitung

von Roswitha Frey

Calidore String Quartet und Gabriela Fahnenstiel eröffnen Konzertreihe „Mary Codman Classics“

LAUFENBURG. Als Hommage an die „Schlössle-Madame“ sind die „Mary Codman Classics“ glanzvoll und fulminant gestartet. Zum Auftakt gestalteten die Laufenburger Pianistin Gabriela Fahnenstiel, die auch künstlerische Leiterin dieser neuen Klassikreihe ist, und das amerikanische Calidore String Quartet am Sonntag im ausverkauften Panoramasaal des Schlössles ein ambitioniertes Kammermusikprogramm.

Die erstklassigen Interpreten machten Namensgeberin Mary Codman alle Ehre. Schließlich war die gebürtige Amerikanerin und Ehrenbürgerin der Stadt, die mit ihrem zweiten Ehemann, dem ungarischen Pianisten Robert Freund, im Schlössle wohnte, bekannt als kunstsinnige und musikliebende Mäzenin. Da passte es wunderbar, dass aus Codmans Heimat das Calidore String Quartet angereist war. Das in Kalifornien gegründete Ensemble mit Sitz in New York hat, machte auf seiner Europatournee gerne Halt im „wunderschönen Laufenburg“, wie die US-Musiker schwärmten. Da Fahnenstiel, die an der Manhattan School of Music in New York studiert, das Quartett schon länger kennt, lag der (nach 2015) zweite gemeinsame Auftritt nahe.

Die junge Pianistin eröffnete den Abend am Leih-Steinway mit zwei Solowerken: Schumanns Abegg-Variationen op.1 interpretierte sie differenziert, präzise in der Anschlagskultur und kristallklar im Klang. Mit bewundernswerter Leichthändigkeit und ausgefeilten Nuancierungen leuchtete sie diese effektvoll funkelnden, rhythmisch rasanten und virtuos ausgezierten Variationen aus. In Ravels „Jeux d’Eau“ beschwor Fahnenstiel mit aller tonmalerischen Delikatesse das impressionistische Bild von Wasserspielen, Lichtreflexionen, spiegelndem, glitzerndem Wasser und steter Bewegung. Perlend, flimmernd, glitzernd, rauschend, zart hingetupft klangen diese bezaubernden Effekte in Fahnenstiels Spiel.

Mit kräftigem, volltönendem und plastischem Klang
In Tschaikowskys Streichquartett Nr. 1 D-Dur nahm das Ensemble mit kräftigem, volltönendem und plastischem Klang für sich ein. Jeffrey Myers und Ryan Meehan an den Violinen, Jeremy Berry an der Bratsche und Estelle Choi am Cello legten sich mit äußerster Vehemenz, geschärftem Klang und drängendem Impuls in den ersten Satz. Zart und kantabel ließen die Streicher im Andante cantabile die lyrische, wehmütige Melodie aufblühen. Schwärmerisch und sehnsuchtsvoll klang dieser Satz mit seinen subtilen Pizzicato-Stellen. Höchst prägnant und akzentuiert, voller Verve in den tänzerischen Motiven gingen die Musiker das Scherzo an. Und wie sie das komplexe Stimmengeflecht und die schnellen Figurationen im Schlusssatz durchhörbar machten, war furios und von leichtflüssigem Schwung.

Nach der Pause verstärkte Fahnenstiel die Streicher in Schumanns Klavierquintett Es-Dur und zeigte, dass sie auch eine großartige Kammermusikerin ist. Wie sich die Pianistin mit kraftvoller Präsenz, Elan und Feinfühligkeit in den gewachsenen Ensembleklang von Calidore integrierte und sich ein gemeinsames Musizieren voller Brillanz, Emphase und schwärmerischem Überschwang ergab, war ein packendes Hörerlebnis. Da hatten sich Musiker gefunden, die in Spieltypus und Interpretationshaltung hervorragend zusammenpassen.

So klang der Kopfsatz leidenschaftlich-energisch, schwelgerisch und feurig im bewegten Impuls. Das Düstere und das wilde Agitato im Trauermarsch des zweiten Satzes gestalteten die Interpreten ebenso markant und eindrücklich wie das Agile, Flüchtige im Scherzo. Ausgewogen im Klavier- und Streicherklang, dynamisch aufgewühlt im Gestus, voller Emphase und emotional mächtig aufgeladen klang dann ihr Spiel im Schlusssatz. Mit stehenden Ovationen feierte das Publikum die Musiker.

„Ein wunderbarer Abend“, fand auch Bürgermeister Ulrich Krieger mit Dank an die Künstler und den Förderverein Kultur im Schlössle, der solche Klassikereignisse in Laufenburg möglich macht.

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